Kasperle-Theater mit festen Rollen – so verlief ein großer Teil der Sitzung des Ausschusses für Jugend, Sport, Schule und Kultur am Mittwoch. Zankäpfel waren zwei Anträge von CDU und FDP zu den überdurchschnittlich hohen Kosten für die offene Ganztagsschule. Beide Fraktionen schlugen vor, mit der AWO als Trägerin nachzuverhandeln und gegebenenfalls eine Neuausschreibung vorzunehmen.
Auf einen Blick:
- Die Anträge wurden als Reaktion auf den Bericht der Gemeindeprüfungsanstalt gestellt
- Sowohl CDU als auch FDP lobten die gute Arbeit der pädagogischen Fachkräfte an den Schulen
- Sie plädierten dennoch dafür, eine Senkung der Kosten anzustreben
- SPD und Grüne bekundeten heftige Ablehnung meist mit emotional geprägten Äußerungen
- Die Abstimmung verlief erwartungsgemäß
Gemeindeprüfungsanstalt stellte unter anderem auffällig hohe OGS-Kosten fest
Aus dem aktuellen Bericht der kommunalen Prüfungsanstalt geht hervor, dass in der Gemeinde Steinhagen im Vergleich auffällig viel Geld für Sportförderung, Schulen und den offenen Ganztag ausgegeben wird. Langjähriger Partner für die pädagogische Betreuung von Schülern in Steinhagen und auch in anderen Altkreis-Orten ist die AWO. Die Prüfungsanstalt empfiehlt der Gemeinde, eine „breit angelegte Markterkundung vorzunehmen.“
Das Anliegen von CDU und FDP: Die Zahlen im Blick behalten
Nach dem ausdrücklichen Lob der im offenen Ganztag beschäftigten Mitarbeiter/innen leitete CDU-Fraktionsvorsitzender Herbert Mikoteit zum Kern seines Anliegens: Zunächst solle wegen der hohen Preise das Gespräch mit der AWO gesucht werden. Unverblümt sagte er dann: „Die AWO zahlt nicht die besten Löhne. Wo bleibt denn da das Geld?“ Der Stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Alexander Alt zeigte Zähne in diplomatischer Weise: „Bei aller Zufriedenheit müssen wir unseren Blick auf die hohen Preise des Angebots richten.“
Grüne zeigten sich betroffen und wollen lieber beim Gewohnten bleiben
Angelika Fritsch-Tumbusch, Stellvertretende Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen gab Ausschuss-Mitgliedern und Gästen einen Einblick in ihre Gefühlswelt: „Ich wurde richtig wütend, als ich das erste Mal von dieser Kritik gehört habe.“ Grünen-Fraktionsvorsitzender Detlef Gohr mahnte, keine Unruhe in die langjährige Geschäftsbeziehung mit der AWO zu bringen. „Es ist doch alles so schön harmonisch. Wir wollen lieber noch abwarten und zu gegebener Zeit sehen, ob wir vielleicht doch mal mit der AWO reden.“
SPD argumentierte am Inhalt der Anträge vorbei
Der Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Heiko Hartleif, machte sofort eine klare Ansage: „Wir werden beide Anträge ablehnen.“ Dann nahm er Bezug auf eine Formulierung aus dem CDU-Antrag, in der von „marktgerechtem Lohn“ die Rede ist. „Da wird doch jeder Gewerkschafter hellhörig. Der Punkt bringt mich richtig in Wallung!“ Anschließend war gar von einer Axt die Rede, die an das gute System mit der AWO gelegt werden solle – natürlich zum Leidwesen der Kinder.
Die nächste Kasperle-Vorstellung kommt bestimmt – Eintritt kostenlos
Auch Verwaltungschef Klaus Besser verteidigte das umstrittene Preis-Leistungsverhältnis trotz großer Defizite in der Kasse: „Ich bin stolz, Bürgermeister einer Gemeinde zu sein, die sich solche Ausgaben leisten kann.“ Und dann war es wenig überraschend so, dass der Kasper dem Krokodil eins mit dem Knüppel gab, der böse Räuber ins Gefängnis kam und der Seppel sich wieder schlafen legen konnte. Mit sieben zu sechs Stimmen wurden beide Anträge abgelehnt.