Gewerbegebiet Detert – das Vorhaben klingt so gut: Unternehmen müssen dort ökologische Vorgaben erfüllen. Die Planungsunterlagen sind zwischen 10. Januar und 11. März online bei der Bezirksregierung Detmold einsehbar. Jeder kann dort auch eine eigene Stellungnahme zum Vorhaben hochladen. Jetzt melden sich besorgte Bürger/innen und der Verein zur Förderung der Umwelt und Lebensqualität in Steinhagen mit starken Bedenken zu Wort. Die Presseinfo des Vereins kann hier heruntergeladen werden.
Auf einen Blick:
- Das Gewerbegebiet soll ökologisch sein. Die Kriterien setzt eine fraktionsübergreifende politische Arbeitsgruppe mit Unterstützung von Experten fest.
- Hörmann möchte fast die Hälfte der Gewerbefläche bebauen, unter anderem mit einem bis zu 30 Meter hohen Hochregal.
- Die bisherigen Planungen der Einzelheiten verliefen nach Meinung der Skeptiker verdeckt im Rathaus ohne ausreichende Information und Einbeziehung von Bürgern.
- Kritikpunkte des Vereins richten sich gegen die noch größere Verkehrsbelastung, die Zerstörung von Lebensraum und weitere Verlärmung des Ortes.
Was die Gemeinde Steinhagen vorhat und wofür bereits Weichen gestellt wurden, hör sich erst einmal positiv an: ein Gewerbegebiet, in dem von den Firmen ökologische Prinzipien umgesetzt werden müssen. Beispiele sind Dach- und Fassadenbegrünung, ein geschlossener Wasserkreislauf mit Wiederaufbereitung von Schmutzwasser, Solarzellen auf dem Dach und andere. Diese Kriterien werden in einer fraktionsübergreifenden Gruppe entwickelt, was ein guter Schritt in Richtung der parteiübergreifenden Zusammenarbeit geht. Der Regionalrat hat zugestimmt, dass die Gemeinde die gesamte Fläche als Gewerbe-Industriegebiet entwickeln darf.
Auch ein ökologisches Gewerbegebiet verursacht Lärm, Verkehr und Schmutz
Doch ein solches Gewerbe-Industriegebiet hat es in sich: Mit Ausnahme der Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr und an Sonn- und Feiertagen kann in Gewerbegebieten gearbeitet, Lärm und Verkehrsflüsse erzeugt werden. In reinen Industriegebieten sogar 24/7. Und genau darüber ist nach Meinung des Vereinsvorstands überhaupt noch nicht öffentlich diskutiert worden. Vorstandsmitglied Sabine Wienströer fordert von der Verwaltung:
„Beginnen Sie endlich mit der Erarbeitung eines allgemeinen Verkehrskonzepts für Steinhagen, denn diese ist die Grundvoraussetzung für alle weiteren Planungen, anderenfalls wird es nicht nur auf der Bielefelder/Woerdener Straße zum Dauerstau kommen.“
Hörmann hat große Hochregalpläne
Hörmann als ortsansässiges Unternehmen hat bereits die Hand auf über fast 50 % der Fläche gelegt. Die Zustimmung des Gemeinderats dafür liegt vor. Aus den Unterlagen in Detmold geht hervor, dass neben Gebäuden ein bis zu 30 Meter hohes Hochregal in Planung ist. Abgesehen von der optischen Wirkung droht dadurch eine weitere Verlärmung des Ortes, denn die hohe Rückwand spiele den Autobahnlärm direkt zurück in den Ortskern. Abgesehen davon, werden Lebensräume zerstört und Flächen versiegelt. Auch das Haller Kreisblatt zweifelte in einem Artikel vom 7.5.2021 an, ob sich die geplanten hohen ökologischen Standards in dieser Konstellation überhaupt durchsetzen ließen.
Meine Meinung: Gut finde ich, wenn Unternehmen durch ein ökologisches Gewerbegebiet für den Umwelt- und Klimaschutz gewonnen werden. Ein System mit Pflichtanteilen und Zusatzanreizen ist dafür bestens geeignet. Zu kritisieren wäre allerdings, wenn Hörmann Sonderrechte bekommen würde. Und ich stimme zu, dass die mit Detert einhergehenden Verkehrs- und Lärmbelastungen bisher kaum betrachtet wurden. Und es ist schade, dass wieder einmal die Kommunikation aus dem Rathaus in der Kritik und der Verdacht mangelhafter Bürgerbeteiligung im Raum stehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Verwaltung und die Ratsfraktionen dazu aufstellen. Merkwürdig ist allerdings, dass bis zum 12. Januar zwei Tage nach Beginn der Offenlegungsfrist noch kein Hinweis im Bürgerinformationsportal zu finden war.