Flüchtlinge – derzeit leben 226 in Steinhagen. Doch wie ist die Situation dieser Menschen? Wolfgang Langner von der Flüchtlingsberatung schilderte gestern im „AGASI“ (Ausschuss für Generationen, Arbeit, Soziales, Integration) aktuelle Entwicklungen. Wenig verwunderlich: Die Bleibe-Perspektive ist zentral für das Denken und Handeln der Flüchtlinge.
Auf einen Blick:
- Eine große Zahl strengt sich an, um zu lernen und sich zu integrieren
- Trotzdem gibt es viele Frustrierte mit wenig Eigenantrieb
- Der Beratungsaufwand für die Flüchtlingen steigt
- Im Fokus stehen psychosoziale Fragen
- Viele Flüchtlinge haben Geldprobleme und Schulden
Bleibe-Perspektive beeinflusst Aktivitäten der Flüchtlinge
Wie überall, gibt es auch in Steinhagen drei Gruppen von Flüchtlingen: anerkannte, abgelehnte und welche in schwebenden Verfahren. Als bedrückend beschrieb der Flüchtlingsberater die Situation der Letztgenannten. „Sie schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Die Ungewissheit dauert über viele Monate. Das zermürbt und lähmt sie.“
Auch abgelehnte Asyl-Anwärter strengen sich manchmal weiter an!
Bei den anerkannten und bei den abgelehnten Flüchtlingen gibt es jeweils zwei Reaktions-Typen, sagte Langner: „Die einen wollen nach vorne und nehmen ihr Leben in die Hand. In Steinhagen trifft dies auf fünf bis sieben Familien zu. Die anderen verharren in Frustration und Antriebslosigkeit.“ Zwischen den abgelehnten Anwärtern gebe es durchaus Kämpfernaturen. „Sie setzen alles ihnen Mögliche in Bewegung, ein Bleiberecht über eine Ausbildung zu bekommen.“
Die Beratungen für Flüchtlinge sind aufwändiger geworden
Allgemein werden die Flüchtlings-Beratungen nach Auskunft des Diakonie-Mitarbeiters komplizierter und nehmen mehr Zeit in Anspruch. Jedes Teammitglied berät im Schnitt vier bis fünf Menschen pro Tag. Während es früher oft um Fragen zum Asylverfahren oder zur Unterbringung ging, stehen aktuell bei rund 20 Fällen psychosoziale Aspekte im Vordergrund. Langner: „Einige unserer Klienten sind traumatisiert und kommen nicht mit ihrer Lebenssituation klar. Wir vermitteln in diesen Fällen weiter – zum Beispiel an die Psychotherapie-Ambulanz der Uni Bielefeld.“
Positive Entwicklungen bei Bildung, Beruf und Wohnungen
Langner betonte, die Arbeit der Flüchtlingsberatung in Zusammenwirken mit der Gemeinde und anderen Trägern zeige Wirkung: Viele Flüchtlinge hätten ihre Deutschkenntnisse verbessert. „Gut 25 Personen sind in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse eingetreten. Und zwei bis drei Alleinreisende beginnen in Kürze ein Universitäts-Studium.“ Was die Unterbringung betreffe, seien inzwischen alle Großfamilien versorgt bzw. hätten Aussicht auf bezahlbaren Wohnraum.
Trotz der Lichtblicke gibt es immer noch viel Schatten
Auch auf die Schwierigkeiten der Flüchtlingsberatungen ging Langner in seinem Vortrag ein. Allgemein fehle es den Eingewanderten oft an Bereitschaft, Eigenverantwortung zu übernehmen. Dies treffe bei ca. 80 Personen zu. Und bei Neuankömmlingen herrsche eine große Unwissenheit darüber, was genau ihnen an Unterstützungsleistungen zustehe. Sie hätten überzogene Erwartungen. „Einige Flüchtlinge können auch nicht mit Geld umgehen. Sie geraten in Schulden.“ Für Steinhagen nannte er die Zahl von 15 bis 20 Personen mit diesem Problem. Doch er betonte: „Wir bleiben dran und kümmern uns weiter. Denn sonst steigt die Gefahr, dass die Leute in die Fänge von Gruppierungen mit extremen religiösen oder politischen Positionen gelangen.“